Bernd Maywald, Heide 17, Zerbst/Anhalt  *  info@berndmaywald.de  *  03923-612 73 78



Vorbemerkung:

untenstehend befinden sich viele Infos und Links zu den Videos auf meinem sehr umfangreichen YouTube-Angebot auf meinem Kanal namens

Bernd Maywald - YouTube


Wer sich mehr für DDR-Deutsch-Rock

 interessiert, der blättere um

zur Seite DIE NOTENBANK

Dies war der Titel meiner erfolgreichsten Fernseh-Sendereihe beim DDR-Fernsehen 1969 bis 1972

Inzwischen auch im Handel zu haben als DVD und CD unter dem Titel

Das Beste aus der NOTENBANK

mit den ersten TV-Auftritten bis heute unvergessener DDR-Bands und Solisten


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Willkommen bei 

MAYWALDS FILMSTORIES! 

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Man betrachte dies bitte als Booklet zu meinen Filmen im Video-Kanal

BERND MAYWALD - YouTube

                                               

Um schnell  zu den Stories der erwünschten Filme scrollen  zu können,  ist dort rechts   ----> 

die Nummerierung der Videos nochmals extra groß zu sehen    

                                            ____________________________

1     Bernd Maywald und  sein Simson Moped SR1                                           https://youtu.be/NKUJ2oXsOFQ

1a   Zweimal 60 Jahre Simson SR 1

     (inklusive Simson-Jubiläum und Pedal-Rallye)


https://youtu.be/Wrp6rTLrmFI

                                          ________________________                                                                   

2     Kunst-Skandal - Guido Schenkendorf

https://youtu.be/B65w1ltTw1Q

                                _________________________

3    ALBANIEN  1960  (als DDR-Tramper)

        http://youtu.be/NjUXubTIx-g

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4    Der große Hammer  http://youtu.be/cP20RMeBaVY 

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5    Piran - Split , Jugoslawien 1961  (als DDR-Tramper auf Tour)           https://www.youtu.be/Zsn3soLNc6U

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6    HERBST DAHME 

Schiffs-Oldtimer und eine Flußwanderung bis zur                Mündung der Dahme in die Spree in Berlin-Köpenick

         https://youtu.be/lUeLuBcXRZk

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7    WUNDERBARER TEUFELSAPPARAT
       eine total verrückte Tonfilm-Kamera                                      https://youtu.be/FZTy4CTHJOw

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8    MALERISCHER FLÄMING   und buntes ringsum

      Lawinen im Fläming und anderes Teufelszeug

                  https://youtu.be/jiu_jxclvcU

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 9    An jedem Abend  dasselbe (Trick)

        https://youtu.be/YvTGnlE1xrQ

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10  Keine Panik...!!  (Trick) https://youtu.be/8FkiIlkXm3I

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11  MÄTRESSEN UND KANONEN   (Burg Stolpen)

      mit Gräfin Cosel, August dem Starken und Napoleon

         https://youtu.be/UCjszsZlggw

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12   Mein Blick vom Turm (Song)

         https://youtu.be/4Z0Yz04aEk8

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13   Muß man immer wissen was man will?  (Song) 

           https://youtu.be/yIZKHR83gGE

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14   Wenn wir beide uns berühren (Song)

https://youtu.be/eQhA6th3yQU

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15   NYMPHENBAD - zeitenlos schön 

                 https://www.youtu.be/XhSgIBWyl2Q

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16   ACHIM MENTZEL - Nachklang von Bernd Maywald             https://youtu.be/GEz2S6MMm7E 

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 17    ACHIM MENTZEL und DIANA SHOW 1965

        Erste Musik- und Filmaufnahmen mit Achim Mentzel

https://youtu.be/6yvqz3FvpBQ

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Die längste Story gibts zum ersten Film:

 

 

 Bernd Maywald und sein Simson-Moped SR1 

oder  Ehrenrettung für einen klapprigen Zentner

  

 https://youtu.be/NKUJ2oXsOFQ


                      

 

 Nicht nur, daß ich Ostberliner am 18. August 1961 mit meinem Moped SR1 am Rhein rastete, sondern ich war auch erst am 15. August früh um sechs Uhr in Marienborn über die Grenze gefahren. Ja, per Autobahn. Das durfte man damals mit dem Moped noch.

Aber fangen wir von vorne an:

Ich wollte meine Großmutter in Braunschweig besuchen. Weiter nichts. Dazu stellte ich bei der zuständigen Meldestelle unseres Polizeireviers den Antrag auf eine „Personalbescheinigung“. Das war so üblich. Man nannte den Zeitraum, in dem man reisen wollte und erhielt nach ca. zwei Wochen jene Bescheinigung. Das war ein Zettelchen in Personalausweis-Größe. Passbild mit Heftklammern, Stempel drauf, Unterschrift. - Den PA mußte ich bei Abholung der Bescheinigung am 11.8.  abgeben. Nach der Rückkehr holte man den PA wieder beim Revier ab.

Am Samstag, d. 12.8. fuhr ich nach Berlin-Moabit zu Bekannten meiner Eltern, um noch etwas Westgeld zum Privatkurs zu tauschen. (Eine Wechselstube betrat ich nie.)

Am 13.8. war dann irgendwas…

Aber ich hatte ja eine gültige Bescheinigung für die Tour, die ich per Moped SR1 unternehmen wollte. Wäre ich allerdings von Ostberlin bis Braunschweig per Moped gefahren, so dachte ich, käme ich etwas abgekämpft abends dort an. Das fand ich nicht gut. Deshalb nahm ich am 14.8. abends einen Nachtzug nach Magdeburg. Das Moped stand mit Fahrradkarte im Gepäckwagen. Wann ich in Magdeburg ankam, das weiß ich nicht mehr, jedenfalls fuhr ich vom dortigen Hauptbahnhof schnurstracks auf die Autobahn und war gegen 6 Uhr in Marienborn. (Ja, ich wiederhole es, falls es keiner glaubt: damals durfte man noch mit dem Moped Autobahnen benutzen!) Die Autobahn war so gut wie leer. Keine Ahnung warum...  Die DDR-Grenzer schauten meine Bescheinigung an und wollten noch in die Brieftasche gucken. Dann durfte ich weiterfahren. Die Westgrenzer guckten ganz kurz in die Bescheinigung und winkten mich durch.


Gegen 10 Uhr kam ich bei meiner Oma an in einem Braunschweiger Feierabendheim. Sie staunte, ringsum staunte man, dass ich tatsächlich eingetroffen war. Nur ich staunte nicht. Ich war doch ganz legal auf Reisen. Natürlich war der 13. das Hauptthema. Aus den aktuellen Rundfunk-Nachrichten erfuhr ich dann, dass alle DDR-Leute, die noch am Dienstag, d. 15.8. per Bahn Richtung Westen unterwegs waren, umkehren mußten.

Nun erst wurde mir klar, dass wohl früh um sechs Uhr noch nicht alle neuen Befehle bei den Grenzern in Marienborn angekommen waren, ich also vielleicht der letzte DDR-Mensch war, der zwei Tage nach dem 13.8. privat gen Westen reiste, ohne abhauen zu wollen.

Deshalb mein Gedanke: Wer weiß was wird, da unternehme ich mal für alle Fälle noch eine Urlaubsrunde durch Westdeutschland. Ich erfuhr in Braunschweig, dass man als DDR-Jugendlicher sich bei einer  West-Jugendherberge einen Gastausweis holen könnte, der dazu berechtigte, für je 5,- DM in Jugendherbergen zu übernachten und vor allem ein kostenloses Frühstück ohne Zuzahlung zu erhalten.

Ich plante vier Übernachtungen ein. Mehr als 20,- DM hatte ich nicht übrig. Doch anders hätte ich die Tour auch gar nicht bezahlen können. Vom Frühstück würde ich dann stets paar Klappstullen für unterwegs abzweigen. Die paar Piepen, die ich hatte, mußten für Benzin und paar Bock- würste und etwas Leberkäse reichen. So holte ich mir den Gastausweis in der Braunschweiger Jugendherberge und machte noch einen Bummel durch die Stadt.

 

                                                                    Braunschweig am 15./16. August 1961


 Dann verabschiedete ich mich von meiner Oma und tuckerte los.

 Nach der ersten Etappe 

Berlin-Magdeburg-Braunschweig,    

 die ursprünglich gar nicht als „Etappe“ gedacht war,  folgte die  

  

zweite Etappe von Braunschweig über Torfhaus, Göttingen nach Kassel  

 

          Rast mit SR1 am Torfhaus, Blick nach Osten zum Brocken am 17.8.1961


Die Kasseler JH lag nicht weit vom Bahnhof. Als sich herausstellte, woher ich kam, gab es natürlich sofort ausreichend Gesprächsstoff mit anderen JH-Gästen. Die „wussten“ schon, dass es in der DDR jetzt den Rubel gäbe, daß dies und das jetzt geschähe. Nichts davon war für mich nachprüfbar.

 

Dritte Etappe: Kassel – Mainz  

 

Die zog sich "ganz schön hin"

vorbei an Marburg weiter nach

Südwesten am 18.8.1961.

Wohlgemerkt: mit 50 Kubik!


In Frankfurt am Main besuchte ich noch Freunde meiner Eltern, bevor ich zur JH Gustavsburg an der Mainmündung fuhr. Dort entstand das Moped-Foto mit Blick über den Rhein nach Mainz (siehe oben).

 

 Vierte Etappe von Mainz nach Nürnberg  


           Über Darmstadt durch den Spessart,





             durch  Aschaffenburg (19.8.1961)

                             




                                                 und Würzburg


fuhr ich zum Tagesziel Nürnberg. Die Jugendherberge in Nürnberg war  auf der Nürnberger Burg untergebracht.

Das Moped parkte ich unbewacht auf dem für jedermann zugänglichen Hof. Plötzlich hörte ich den Motor aufheulen. Ich rannte runter. Das SR1 stand noch da, nur der Kippständer sah etwas schief  aus. Jemand hatte es angetreten, ohne es vom Kippständer auf die Räder zu stellen. Den Kippständer ließ ich jahrzehntelang schief. Zur Erinnerung.

 

 


Mit einem Abendbummel durch Nürnberg beschloß ich den Tag nach dem wegen knapper werdendem Restgeld sparsamen Abendbrot, zum Teil aus Klappstullen vom Frühstück in der JH Gustavsburg bestehend.-  

 Ich wollte, nachdem ich vorher den Rhein erreicht hatte, nun auch noch die Donau sehen.  

Deshalb machte ich einen "kleinen Umweg" bei der in Richtung Fichtelgebirge geplanten Fahrt.

 

Fünfte Etappe:

Nürnberg-Regensburg-Wunsiedel

 

 

 


So ging es bei trübem Wetter aber mit guter Laune  zunächst an die Donau                      nach Regensburg.  

 







Und von dort aus zwei Stunden später weiter nach Norden bis ins Fichtelgebirge zur JH Wunsiedel.

 

 

Ochsenkopf (Fichtelgebirge) am 20./21.8.1961


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Die Tour bis hierher dokumentiert im JH-Gastausweis:

 

 

 


Sechste Etappe: Wunsiedel– Schleiz

 

Das war nicht weit. Nur 72 km. Der Landstraßen-Grenzübergang Töpen-Juchhöh diente als Ausweichlösung, weil die kriegszerstörte Autobahnbrücke bei Hirschberg noch nicht wieder intakt war. Über Töpen-Juchhöh mussten damals also alle Kraftfahrzeuge fahren, die zwischen Bayern und Berlin, auch Westberlin, unterwegs waren.  Ich fuhr ja sowieso nur Landstraße, abgesehen von dem unvermeidlichen Stück Autobahn Magdeburg-Marienborn.  In der Töpen-Juchhöher Grenzbaracke standen neben mir alle DDR-Leute am Paß-Schalter an, die zurückkamen von Westreisen.

Es war eine lange Schlange.

In Schleiz nächtigte ich bei Freunden meiner Eltern. Ohne Westgeld.  


 

 Siebente Etappe: Schleiz –Berlin

 

Sehr lang, nicht zum ersten Mal gefahren und sensationsfrei.   

 

                                                  *** 

 

Es waren insgesamt etwas über 1400 km binnen 7 Tagen, das bedeutete einen

Tagesdurchschnitt von 201 km!

Alles ohne einen einzigen Ruhetag. Nur mit Luftpumpe, etwas Kleidung, Klappstullen und Fotoapparat.

Und ohne „begleitendes Werkstattauto“, wie man jetzt gelegentlich hört oder liest, wenn jemand stolz über eine längere Mopedtour berichtet ;-)))   

 

Meine Reisebescheinigung galt zwar für 14 Tage, trotzdem wollte ich wegen der wilden Gerüchte, von denen ich, wie gesagt, keines überprüfen konnte, lieber eher zurück sein. Außerdem war mein Westgeld alle.

Oft wurde ich gefragt, warum ich nicht im Westen bleiben wollte. Meine Antwort war ganz einfach: Ich hatte ein gutes Zuhause, eine gute Berufsausbildung, einen sicheren Job, viele Freunde. Im Westen hätte ich ein Moped, zwei Hemden und Hosen, eine Oma im Altersheim und sonst nichts. -

Beruflich kommt man sowieso nur weiter, wenn man bereit ist, Risiken einzugehen. Privat ist das ebenso. Beides gilt für die ganze Welt. Egal wie ein Staat gerade heißt. Was aus mir und dem Moped wurde, ist dem Film ja zu entnehmen.

Außerdem ist eines noch heute wie schon immer: ein Berlin-Brandenburger bleibt in Schwaben oder Bayern unverändert  „der Berliner“ oder „Preuße“– umgekehrt ist es nicht anders.

Ebenfalls egal wie der Staat gerade heißt.

 

Daß jene Grenze, die ich am 15.8.61 früh 6 Uhr mit meinem Moped in Marienborn überfuhr, damals die gefährlichste Grenze der Welt war und 40 Jahre lang blieb, das war damals nicht jedem klar und konnte niemand vorausahnen. Konnten schon gar nicht ahnen jene Schlaumeier von heute, die damals noch in den Windeln lagen.

Darauf eine SR1-Tour!

Und jetzt?

2013/15 fuhr ich, inzwischen 79jährig,  mit dem 59jährigen Moped  2.800 km!  

Längste Eintagestouren 2014 und 2015:

Jüterbog-Lauchhammer-Jüterbog 210 km.

Das war pro Tag mehr als 1961 die Etappe Braunschweig-Kassel des damals 24-jährigen Fahrers mit dem 6 Jahre alten Moped…

Darauf ein 25er-Gemisch!

Doch 2015/16 geschah noch mehr ! Davon wird in  Kürze ein weiteres SR1- Video berichten!                                                          

  

                                                 * * *

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Die Story zu meiner SR1- Tour 1976   Berlin-Brünn-Berlin


- hin und zurück 900 km -

war im Film  kurz  zu sehen

und ist ausführlich nachzulesen

in meinem Buch



Besichtigung einer Windmühle

Eulenspiegel Verlag Berlin


Zu haben online und bei Bernd Maywald

    


 

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Maler und Bildhauer  

Guido Schenkendorf 

ein Kunstskandal... 

 

 

Über Bildende Kunst viel zu reden hieße, sie zu zerreden. Lernen Sie ihn und seine Werke näher kennen auf seiner Website     

http://www.guidoschenkendorf.de/

 

 

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http://youtu.be/NjUXubTIx-g

 

SHQIPERIA-TOUR

 

Kleines Land - große Herzen -  Minarette an der Adria

Land ohne Snobs    

 

 

Den Film ließ ich  inklusive Text so wie er war.  Er soll ein Zeitzeugnis bleiben.  Diese meine Tour durch Albanien fand statt innerhalb einer Gruppenreise. 

Es gab zu jener Zeit in der DDR außer Reisebüros auch das "Komitee für Wandern und Touristik", später abgelöst durch "JugendTourist". Dort konnte man im Alter ab 18 Jahre bis ca. 26 Jahren subventionierte Gruppenreisen zu Standardpreisen buchen. In nähere Länder (Polen, Tschechoslowakei u.ä,) kostete es pauschal inkl. Bahnreisekosten, Verpflegung, Reiseprogramm und kleinem Taschengeld 380,-  DDR- Mark. Für etwas weiter weg (Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, Albanien, Finnland u.ä. ) kostete es inkl. Charter-Flug und vorgenannten Positionen  670,- DDR-Mark

(siehe Reisescheck und Zollerklärung).

 


Bei all diesen JugendTourist-Reisen war zwar vorgesehen, daß man alles mit der Gruppe zusammen unternehmen sollte, aber das wurde vertrauensvoll nicht gar zu streng gesehen.

Hier das vorgesehene Reiseprogramm (Original auf Ormig-(Spiritus)-Kopie, deshalb nach über 50 Jahren sehr verblasst, aber gerade noch lesbar:


Extra-Ausflüge auch für mehrere Tage wurden durchaus toleriert. Bakanntlich muß ein Reiseleiter ja für sowas geradestehen, wenn dem Einzelausflügler was passiert.

Jedenfalls ging ich bei all diesen Fernreisen auf Extratour und trampte paar Tage durch das jeweilige Land. 

So auf Tuchfühlung erfuhr ich natürlich stets viel mehr von Land und Leuten. Irgendein Sprach- Mimik- und Gesten-Konglomerat findet sich immer, über das man sich verständigen kann - wenn  man will. Und das funktionierte bei all meinen Reisen wunderbar. Auch in Albanien klappte das, obgleich albanisch eine indogermanische Sprache ist,  also mit griechischen, romanischen und auch mit slawischen Sprachen gar nichts zu tun hat. Eher mit ungarisch und finnisch.  

Damals noch tourismusfrei, war man dort wirklich, wie im Film beschrieben, nicht fremder Tourist, sondern willkommener Gast im Land. Eine unvergeßlich herzliche Atmosphäre.


LKW als Überlandbus

Im Film wird erwähnt, wie mich andere Reisende "auf einem LKW"  umsorgten.

Das kam so:  

die Überlandbusse waren knapp, fuhren nicht besonders pünktlich und gute Reifen waren infolge sehr rauer Straßenbeläge rar. Es hieß, ein Reifen hält "einmal durchs Land und zurück". Und das Land ist wirklich nicht groß. Etwa wie unser Land Brandenburg. 

Eisenbahn gab es damals nur von Tirana zur Hafenstadt Durres und von dort nach Elbasan. Also auch keinerlei Bahnanschluß an Nachbarländer.

Hier zwei Fahrkarten  Tirana-Durres:



Es war angeordnet, daß an  Überland-Bus- Haltestellen  auch leer fahrende LKWs anzuhalten hätten, um Wartende mitzunehmen. Der dafür gültige "Tarif" war wohl nicht so ganz genau festgelegt... So fuhr ich nach der Tramp-Etappe Durres - Kruja - Miloti weiter per "LKW-Bus" nach Shkodra. Kostenlos. Als Gast der anderen Leute und Gast des Fahrers. Auf  Decken sitzend auf der offenen Pritsche des LKWs. Wie im Film beschrieben.

 

Kruja-Postkarte aus alten Zeiten

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Doch es kam etwas hinzu, womit ich auf einem albanischen LKW wirklich nicht rechnen konnte:

Eine ältere Dame sprach mich in fast fließendem, österreichischem Deutsch an.

Sie erzählte, mal in Slowenien gearbeitet zu haben, wo die Österreichnähe automatisch Deutschkenntnisse ergab. So wie in Küstennähe italienisch noch nicht ausgestorben war.

Wir unterhielten uns gut. Sie wollte viel wissen aus unserem Land.  

Dann hielt der LKW plötzlich an auf freier Strecke und ein Grenzer kletterte auf die Pritsche. Die Frau sagte, daß hier das  15 km breite    


Grenzsperrgebiet

begänne. Alle zeigten ihre Ausweise. Ich hatte ja nicht mal einen Pass, sondern nur meinen DDR-Personalausweis. Der Grenzer stutzte. Die Frau neben mir sagte etwas zu ihm.  

Da drückte  der Grenzer schelmisch lächelnd ein Auge zu und gab mir meinen Ausweis zurück.  

So kam ich nach Shkodra (unmittelbar an der Grenze zu Jugoslawien) und wurde von den anderen Mitfahrern winkend verabschiedet.  -

 

           Historische Postkarte von Shkodra aus italienischen Besatzungszeiten

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LKW-Fahrer und Beifahrer beköstigten mich gleich noch in ihrer Stamm-"Raststätte ohne Autobahn" und fragten mich auch noch etwas aus.  

Die Rückfahrt unternahm ich wieder als richtiger  Tramper im LKW- Fahrerhaus. Da fragte an der Grenzgebietskontrollstelle niemand nach mir. Fahrer und Grenzer kannten sich vermutlich sowieso. 

In diesem Land nahm man also auch damals "nicht alles so verbissen" wie anderswo. - 

 * * *           

Bereits bei der Hinfahrt nach Shkodra an der Bushaltestelle in Miloti hatte mich ein gleichaltriger junger Mann angesprochen, gab mir seine Adresse und bat mich, ihm mal zu schreiben. Ich tat es. Er antwortete auch.

Den handschriftlichen Zettel, auf den er im Jahe 1960 seine Adresse in Kruja schrieb, besitze ich noch.

Diesen Zettel werfe ich bestimmt nie weg.   

 

Die freundliche Dame auf dem LKW, von der ich weiter vorn erzählte, war, so hatte ich im Gespräch nebenbei erfahren, die Mutter des Kulturhaus-Architekten von Shkodra.

Ihr Fischbrot schmeckte gut. Danke!  

 * * * 

Es folgen noch drei historische Postkarten, die ich 1960 in Albanien erwarb.


 


 

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Der große Hammer 

 Bernd Maywald als Starfotograf ;-)

http://youtu.be/cP20RMeBaVY


Zu diesem Jux aus dem Jahr 1956  gäbe es eigentlich nicht viel zu sagen.  

Warum  "eigentlich" ? Hm, wenn man über die Film-Pointe nachdenkt, könnte man auf die Idee kommen, das Filmchen sei nicht aus dem Jahre 1956, sondern


* * *  

 

 

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 Jugoslawien 1961 

 per Anhalter und Bus

https://www.youtube.com/watch?v=Zsn3soLNc6U

 

    Die Reise verlief organisatorisch ähnlich meiner Albanien-Tour (siehe Albanien-Film), doch in ein ganz anderes Land. Ein Land, in dem Tourismus kein Fremdwort mehr war. Was Vor- und Nachteile hatte. Aber am Ende der Tour stellte sich heraus, dass wie in Albanien ein Augenzwinkern mir weiterhalf, als ich in Schwierigkeiten geriet. Dass freundliche Hilfe auch hier noch nicht ausgestorben war. -

Unsere DDR-Reisegruppe mit 30 Leuten, von der aus ich dann solo trampte,  flog mit einem zu kleinen Flugzeug von Berlin nach Zagreb.  

Zu klein? Saß die Hälfte der Leute auf den Tragflächen? Nein. Die Strecke Berlin-Zagreb war eigentlich zu lang für dieses Flugzeug vom Typ IL 14 in Normalausführung. Man hätte in Wien zum Tan- ken zwischenlanden müssen. Jede Zwischenlandung kostet Landegebühren und Kerosinkosten in„Hartgeld“. Devisen waren aber knapp in der DDR. So hatte man die Maschine mit Zusatztanks ausgerüstet, damit sie es nonstop bis Zagreb schafft.

Bei mehr als 30 Fluggästen, z.B. 80, wäre man natürlich mit der IL 18 geflogen. So wie nach Albanien. Doch für nur 30 Leute eine große Maschine zu schicken, das lohnte sich ja auch wieder nicht.

Per Bus gings dann von Zagreb an die Adria nach

 

Crikvenica

 in ein kleines Hotel. Der Busfahrer hatte dabei einen ganz besonderen „Artistik-Auftritt“. Kurz vor dem Ziel war die Durch-fahrtbreite zwischen zwei Häusern so schmal, dass auf beiden Seiten keine Handbreite, sondern nur noch eine Hand- schmalseite, also Fingerbreite Platz blieb.  

Der Fahrer hieß Müller, konnte jedoch kein Wort deutsch...

         

Mit einem Bus auf der Achterbahn

Meine erste Solotour ging nach Norden bis Piran.  

Von Crikvenica bis Rijeka trampte ich, von Rijeka bis Piran fuhr ich mit dem Bus, bezahlte vom knappen Taschengeld. „Klappstullen“ und eine Wasserflasche hatte ich bei mir. In den kleinen Netzen an den Rückseiten der Sitzlehnen steckten Papiertüten.

Das machte mich sehr stutzig.

War das kein Bus, sondern ein Flugzeug ohne Tragflächen…? Abheben wollte ich eigentlich nicht. Unterwegs begriff ich den Tütengrund: Die Straßen Richtung Piran waren ohne viel Serpentinen so gut wie geradeaus gebaut. Ging es also in schneller Fahrt steil bergauf, so ging es ebenso schnell ab Bergkuppe steil bergab. Da hob es mich fast vom Sitz hoch! Wie im Flugzeug bei Luftlöchern. 

Ich bin gut flugtauglich, bloß meine Bus-Tauglichkeit kannte ich noch nicht.

Kurz: ich kam zwar ohne Tüte aus, war aber froh, dass auf einigen Marktplätzen unterwegs jeweils 15 Minuten Pause eingelegt wurden.

Zurück ins Quartier gings komplett per Autostop.


Die zu große Tour nach Süden

Das restliche Geld sollte reichen von Crikvenica bis Dubrovnik und zurück. Es reichte aber nicht hin und schon gar nicht zurück.

Wieder hatte ich außer Kameras viel Proviant eingepackt. Denn unterwegs einzukehren, hätte zuviel gekostet. Das vorhandene Geld sollte vor allem die Rückfahrt per Bus sichern, falls ich als Tramper in Zeitnot käme. Das Flugzeug zurück nach Berlin würde wegen mir nicht warten.

Früh mitten in der Nacht stand ich also am Straßenrand. Breite neue Straße, aber keine Autos. Endlich doch. Es nahm mich mit bis Senj. Am Ortsausgang Senj stand ich mindestens eine Stunde, bis überhaupt ein Auto sich blicken ließ. Es hielt nicht. Dann musste ich dringend pullern. Im gleichen Moment fuhr ein weiteres Auto vorbei.

Mist. Nach „nur“ einer weiteren halben Stunde kam ein drittes und hielt. Mit diesem französischen PKW schaffte ich aber auf einen Hieb 300 km.

Danach hatte ich noch mal Glück für eine längere Strecke. Zwei amerikanische Studenten waren mit einem Käfer unterwegs Richtung Teheran.  


In Sibenik

 machten sie Quartier. Es war inzwischen dunkel geworden und ich überlegte, wo ich denn die Nacht verbringen könnte. Auf einer Parkbank?  Warum nicht? Doch auch im Süden sind die Mai-Nächte sehr kalt. Außerdem hörte das Flaniergedränge auf dem Boulevard, wie im Süden üblich, überhaupt nicht auf.

So fragte ich in einem nicht besonders teuer aussehenden kleinen Hotel nach, im selben Hotel, in dem die Studenten gebucht hatten. Nachdem der Portier - es war inzwischen 22.30 Uhr geworden - meine Finanzlage erkannte, stellte er mir für einen entgegenkommenden Preis eine Dachkammer zur Verfügung.

Spartanisch, aber wie sich am frühen Morgen herausstellte, mit einem unvergesslich schönen Blick auf die Bucht von Sibenik. Diesen Blick habe ich nach mehr als 60 Jahren noch im Hinterkopfspeicher!

Nach dem Reisetempo am ersten Tag zu urteilen konnte ich das Wunschziel Dubrovnik getrost streichen. Aber wenigsten bis Split wollte ich es schaffen. Und schaffte es auch. Mit fröhlichen LKW-Fahrern, wovon einer in engsten Kurven auf schmalen Schotterstraßen, am Straßenrand gings steil bergab, das Lenkrad losließ, um mir gestikulierend die schöne Landschaft zu zeigen…   

Wurde gerastet, gab es bei jedem Imbißstand auf freier Strecke nur Käsewürfel und Rotwein. Andere Getränke kannte man dort wohl nicht. Warum auch, Rotwein ist doch sehr gesund.

 

In Split

nur noch mit Keksen und Brunnenwasser

 Meine Klappstullen waren verbraucht, Kekse waren noch vorhanden. Der Filmvorrat ging ebenfalls zu Ende. Als Getränkequelle standen viele Brunnen zur Verfügung. So konnte ich mich halbwegs ernähren. Denn das knappe Geld war durch die Übernachtung in Sibenik noch knapper geworden und reichte nun auch nicht mehr für die Busrückfahrt.  

Na prima. 

Ich schlenderte geruhsam durch Split und winkte mich dann nachmittags in Richtung Norden. Je mehr der Abend nahte, um so weniger Autos.  Zurück bis in die Gegend bei Sibenik hatte ich es geschafft. Aber dann dämmerte es, der Abend kam – und  damit überhaupt kein Auto mehr.  

Ich hatte mich vom letztgekaperten LKW  an einer Haltestelle  des Überlandbusses absetzen lassen.

Wann der Nachtbus kommen würde, wußte ich nun. Dieser Bus war dann auch das nach langer Zeit erste Auto.

Ich stieg ein, zeigte dem Schaffner mein Geld und machte ihm klar, dass er mich bitte so weit mitnehmen möge, wie das Geld reicht.

Da sah ich jenes helfende Augenzwinkern, das ich bereits aus Albanien kannte. Dort vom Grenzer, hier beim Schaffner.

Er kassierte zunächst nicht. Auch nach dem nächsten Halt waren zuerst die zugestiegenen Fahrgäste dran und ich immer noch nicht.

(Der Schaffner musste ja mit einem Kontrolleur rechnen.) Das ging so über zwei bis  drei Haltestellen weiter. Die lagen ja immer weit auseinander. So konnte ich „Boden gewinnen“.

In Zadar war eine Stunde Rast. Es mag Mitternacht gewesen sein. 

Irgendwann kurz nach Zadar kam der Schaffner zu mir und kassierte das Fahrgeld. Er sagte, es reiche bis Senj. Das genügte mir auch.  

Den letzten Streckenrest würde ich schon noch irgendwie bewältigen. Es war etwas heller geworden, der neue Morgen begann, Senj wurde erreicht.  

Ich stieg aus und ging auf  die andere Straßenseite, um, wie üblich, entgegen der Fahrtrichtung weiter zu wandern.

Da schaute der Busfahrer lächelnd herüber – und winkte mich zurück.

Ich stieg wieder ein und fuhr kostenlos bis zum Ziel Crikvenica.

 
                                         - - -         

Nicht nur den Blick  aus der Dachkammer auf die Sibeniker  Bucht, sondern auch dieses Lächeln und Winken des Busfahrers in Senj habe ich bis heute nicht vergessen.

 Es sind die sogenannten Kleinigkeiten, die das Leben schön machen, stimmts ?


 

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HERBST DAHME 

Schiffs-Oldtimer und Flußwanderung bis zur Mündung der Dahme in die Spree in Berlin-Köpenick


https://youtu.be/lUeLuBcXRZk

 

 

 

Dieser Film entstand 1960. Damals nur den Alltag entlang eines romantischen Flusses einfangend.

Nach vielen Jahrzehnten überrascht uns der Film mit seiner verzauberten, verzaubernden Atmosphäre. Wie kommt das?

Wir sehen in diesem Film nicht nur die Damenmode von damals, sehen nicht nur alte Dampfschlepper, von einer Brücke ins Wasser schauende Kinder, Spaziergänger, sondern wir spüren plötzlich eine unendliche Ruhe und Gelassenheit, Nestwärme.

Und wir spüren wohl auch, ohne es gleich zugeben zu wollen, eine Sehnsucht.

Nein, nicht Sehnsucht nach alten Zeiten, nach "Nostalgie". Sondern Sehnsucht danach, in einer solch friedvollen Welt leben zu können.

Es gab sie wirklich.

 

 

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 Wunderbarer Teufelsapparat 

 

 Ein Festessen für Technikbastler



https://youtu.be/FZTy4CTHJOw

 

Dazu hier keine weiteren Erläuterungen, denn diese werden im Film sehr ausführlich gegeben.

Doch das Kamera-Monstrum soll hier nochmal in voller Schönheit anzuschauen sein.

 

 

 

Mehrere mit diesem Unikat produzierte Filme sind auf Bernd Maywalds YouTube-Kanal zu sehen und zu hören.

 

Ebenso besteht der für diesen Tonfilm umgebaute Projektor aus vielen Einzelteilen verschiedenster Herkunft.


 

 

So etwas robust-betriebssicheres ist mit heutigem Digitalkram nicht mehr hinzukriegen.

 

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    Malerischer Fläming
      und buntes ringsum

                         mit Guido Schenkendorf

https://youtu.be/jiu_jxclvcU

                                  

Eine romantische Ecke des Fläming bleibt im Film unerwähnt. Irgendwas muß eben auch bei einer noch so gründlichen Vorstellung eines schönen Landstriches weggelassen werden.

Diesem kleinen im Film fehlenden Refugium widmet sich das Booklet deshalb besonders ausführlich und spiegelt damit die verträumte Atmosphäre des gesamten Fläming wider.

 

Siehe auch "Dörfliche Weltlage":

 http://www.mz-web.de/wittenberg-graefenhainichen/film-ueber-den-flaeming-doerfliche-weltlage,20641128,22255490.html

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    Rossel und

     Hundeluft

           Wahres Märchen von Bernd Maywald

 

      mit Illustrationen von Guido Schenkendorf und Bernd Maywald

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„Hörst du es? Die Fahrräder scharren mit den Pedalen, die Klingel wiehert. Das Sonne strahlt, also los!“

Ansässig in der heimlichen Fläming-Hauptstadt Jüterbog unternehmen wir gern Ausflüge. Solche sowohl in Gefilde, in denen wir uns bereits auskennen und in denen es uns immer wieder gut gefällt, als auch in von uns noch unerforschte Gebiete.

So gingen wir zunächst auf der Landkarte spazieren.

Ein Ortname ließ uns stutzen:   

Hundeluft.

Ja, richtig gelesen: Hundeluft!  

Für das benachbarte Thießen war der Hinweis auf einen alten Kupferhammer vermerkt.  

Hundeluft und Kupferhammer?

Das machte uns sehr neugierig. So verstauten wir unsere Fahrräder in unserem kleinen Transporter und starteten.

Erstmal nach Thießen. Fast flaches Land, hier ein Acker, dort ein Wäldchen oder paar Häuser. Und ein kleiner Wegweiser:

Kupferhammer.  

 

 

 

Wir parkten, gingen nur wenige Schritte und standen plötzlich inmitten einer Zauberwelt, in einer Welt wie vor vielen hundert Jahren. Ein kräftiger Bach rauschte über ein Wehr. Daneben ein kleines Fabrikgebäude und ein altes Fachwerkhaus. Dazwischen auf dem offenen Hof Tische und Stühle. Ausgeruhte Leute schauten uns an.

Das Hammergebäude stand offen, drinnen sah es aus, als wäre der Hammer noch in Betrieb. Nicht museal herausgeputzt, sondern wie im Leben. Plötzlich drehte sich die riesige hölzerne Welle, die Hämmer wurden von Nocken angehoben und krachten auf den Amboß. In immer schnellerem Tempo.

Dann standen sie wieder still.  

Das war wohl ihr Willkommensgruß. Danke!

Wir schauten uns gründlich um in dieser alten Wassermühle und aßen anschließend dort zu Mittag. Ohne Hammer, aber mit Besteck. Danach holten wir die Fahrräder aus dem Auto und fuhren auf einem schmalen Weg von der Kupferschmiede hinüber ins alte Dorf Thießen. So ein Dorf, in dem Einheimische den Fremden freundlich anschauen und erwarten, daß man einen„guten Tag“ wünscht. Also das tut, was seit Jahrhunderten jeder Gast in der Fremde tut. Oder tat? Wir grüßen in Dörfern immer – und jeder Gruß wird lächelnd erwidert.

 

 

 

Wir radelten weiter über die Eisenbahn-Brücke nach Ragösen. Dieses Dorf streiften wir nur – was man uns verzeihen möge - und fuhren auf einem Schotterweg am Südrand des Orts ostwärts. Von Thießen bis Ragösen war uns kein Auto begegnet und auch kein Mensch ohne Auto. Auf diesem Schotterweg endlich kam uns ein junger Radfahrer entgegen, schaute uns fröhlich an und wünschte uns einen „guten Tag“. Das überraschte uns. Na gut, laut Knigge grüßt der Jüngere stets den Älteren zuerst. Aber er war in dem Alter, in dem man eigentlich nur „hallo“, „hei“ oder „hi“ sagt, dem andern also eigentlich gar nichts wünscht. So blieb uns dank dieses Grußes sogar Ragösen in guter Erinnerung. Eine Überraschung nach der andern in einer Gegend, von der wir vorher gar nicht wußten, daß es sie gibt.

 

Weiter ging es über eine Landwirtschaftsstraße in Richtung Jeber-Bergfrieden. In einer kleinen Senke, sie Tal zu nennen wäre übertrieben, begleitete uns ein Bach namens Nuthe, sich kenntlich machend durch Gebüsch und Erlen, zwei große Ackerflächen trennend, deren hintere an den aufsteigenden Flämingwald grenzte.

Fast alle Bäche im Fläming heißen ähnlich. Z.B. Nieplitz, Notte, noch mal Nuthe bei Jüterbog. Diese Namen resultieren aus einem slawischen Begriff für langsam fließende Gewässer.

Nur die Ruhe…

Schließlich näherten wir uns wieder der Bahnstrecke, die wir bereits auf dem Wege nach Ragösen gekreuzt hatten, fuhren über den Bahnübergang und rasteten  unter großen alten Bäumen am Bahnhof Jeber-Bergfrieden, deren Schatten uns wegen derTageswärme sehr willkommen war.

Aus Richtung Dessau-Roßlau kam ein Zug und hielt kurz. Ein  junger Mann stieg aus mit großem Gepäck um sich herum. Sonst niemand. Er lief ins Dorf hinein.

Wir starteten schließlich in gleicher Richtung, in dieser die Straße nach Weiden vermutend, unserem nächsten Ziel. Wir überholten den beladenen Fußgänger und wollten fragen, wo es nach Weiden ginge, da sahen wir die Wegweiser. Am Ortsausgang stand ein großes Landschulgebäude. Ob noch als Schule genutzt, ließ sich am samstäglichen Nachmittag nicht feststellen, aber ein spazierendes Ehepaar fragten wir danach. Ja, erfuhren wir, die ersten vier Klassen würden hier nach wie vor unterrichtet. In den nun nicht mehr schulisch genutzten Räumen sei eine große Ausstellung der Forst-Leute. Ob wir die schon gesehen hätten. Nein, erstmals im Leben in Jeber-Bergfrieden, kannten wir diese Ausstellung natürlich nicht. Allerdings war sie am Samstag nicht geöffnet. Schade.

Wir erfuhren noch viel mehr übers Dorf. „Berg…“? Nun ja, südwärts nur symbolisch, nordwärts wurde es hüglig. Immerhin waren wir auf einer Fläminghochfläche 100 m über NN. Also wenig „Berg“, aber sehr viel  „-frieden“.

„Jeber“ sei slawischen Ursprungs. Es würde Ahorn oder Platane bedeuten. Und Bergfrieden sei  mal `ne Zollstelle gewesen.

Damals war es hier wohl nicht ganz so still wie heute.

Aus unserer Schul-Frage wurde ein kleiner Ausflug in die Geschichte dieses Dorfes.

Wir bedankten uns bei dem Ehepaar.

Und da geschah die nächste Überraschung: es beantwortete unsern Dank nicht mit der heutigen, sinnlosen Floskel „kein Problem“, sondern sagte: „Gern geschehen.“ Von dem Augenblick an waren wir sicher, wirklich in eine Märchenwelt geraten zu sein. Ein fröhliches Gespräch mit Leuten, denen wir erstmals im Leben begegneten – und die uns zum Abschied winkten.

Wir fuhren weiter auf dem Rad- und Fußweg neben der Kopfsteinpflasterstraße nach Weiden.

Der junge Mann mit dem vielen Gepäck hatte uns während des Gesprächs überholt. Nun holten wir ihn wieder ein. Der Weidener Kirchturm war in der Ferne bereits zu sehen. Dieser Fußgänger wollte also auch nach Weiden. Das große Gepäck schien aus Musikinstrumenten zu bestehen. Links hing im schwarzen Etui zweifellos eine Gitarre an ihm. Oder er an ihr. Rechts befand sich in Schulterhöhe ein gewaltiges schwarzes Etwas, an einem Ende fast kreisrund, dessen Inhalt uns nicht ganz klar war. Vielleicht eine dick verpackte Posaune? Jedenfalls sah es für uns Ahnungslose aus wie ein großes Blasinstrument.

Hätten ihn natürlich fragen können. Nicht gefragt zu haben bedauerten wir erst später.

Ihn überholend erreichten wir Weiden.  Nirgendwo niemand.

Jedenfalls ein sehr gemütlich wirkendes Dorf.

Plötzlich sahen wir durch ein weitgeöffnetes Tor auf dem Hof eine große fröhliche Gesellschaft. Wir hatten unsere Klappstullen und unsere Wasserflasche im Auto vergessen und waren bereits etwas durstig. So wollten wir rauskriegen, ob das vielleicht eine Dorfkneipe wäre. Wir schoben unsere Räder hofwärts.

Da rief es schon: „Wo kommt ihr denn her?“

Auf einer Bank rutschte man bereits zusammen, falls wir Platz nehmen wollten.

Die Fragestellung erklärte sich so: 

Wir trugen kein Radfahrerkostüm, sondern sahen aus wie immer. Guido Schenkendorf in Jeans und T-Shirt, Pullover um die Taille gebunden, und ich wie fast immer in grüner Latzhose, weil die so bequem und praktisch ist. Die Fahrräder sahen aus, wie Fahrräder schon vor vierzig Jahren aussahen. Wir konnten also nur von nebenan sein. Unsere Antwort: „Aus Jüterbog.“

„Etwa mit’n Fahrrad?!“

„Nee, unser Auto steht in Thießen.“

Wir nahmen trotz Durst nicht Platz, sagten, daß wir eine Radrunde drehen und heute wieder nach Hause wollten. Stimmte ja auch. In die Runde aufgenommen zu werden, hätte ein  Weilchen dauern können. Da rief einer: „Grüßt mal die Wirtin im Kupferhammer!“ 

„Machen wir.“

„Na denn gute Fahrt!“  

„Danke.“

So radelten wir weiter durch ein romantisches Wäldchen. Darin eine alte Brücke über einen fröhlichen Bach.  

 

 

Wir guckten auf die Karte und entnahmen ihr, daß dies die Rossel wäre, der gleiche Bach also, der den Kupferhammer in Thießen bewegt.

Die Rossel mündet, durch Auen fließend, in die Elbe. Diese Auen heißen hier aber nicht Elbauen, sondern Rossel-Auen. Bei Roßlau.  Womit der Ursprung des Namens dieser Stadt geklärt sein dürfte. Hm, nicht ganz. Eher verunklärt. Denn der Ortsname Roßlau ist niederländischen Ursprungs. Wie das?

Tja, der Fläming war schon immer höchst international.

        

Von dieser kleinen Brücke aus sahen wir bereits hinter den Bäumen die besonnten Dächer von Bräsen. Wieder ein verträumtes Dorf mit weggezauberten Bewohnern?

Nun ja, schließlich war Samstag-Kaffeezeit.

So fuhren wir ohne Halt weiter in Richtung Hundeluft.

Denn dort sollte eine alte Burgruine stehen.

Wir kamen an und sahen keine.

Stattdessen überraschte uns eine stolze Kirche, frei auf einem Hügel mitten im Dorf stehend, strahlend frisch angestrichen. Überraschend insofern, als sie in einem so kleinen Dorf extrem dominant stand. Das fast runde Kirchenschiff wirkte von  innen wie ein Theatersaal. Ja gut, gibt’s woanders auch, so in Großenhain, aber in solch kleinem Nest hätten wir dies nicht erwartet.

Auf dem Friedhof wurden gerade Blumen gegossen, die Blumengießer unterhielten sich.

Es zog uns zum nördlichen Dorfrand, weil es dort eine alte Schmiede geben sollte. Leicht zu finden. Bequeme Bänke luden ein zur Rast. Wir schauten durch die Fenster hinein. Sofort war klar: hier trifft man sich gern zur Beratung der örtlichen Weltlage und zur Erhaltung dieses alten Gemäuers.

Aber wo war oder ist die Burgruine?

Zurück im Dorf sahen wir Leute auf einem Grundstück etwas reparieren und fragten sie. Ein Mann legte sein Werkzeug weg und lehnte sich an den Torpfosten.  

Als hätte er auf uns gewartet.  

So kam raus, daß wir am südlichen Ortseingang bereits an der Burgruine vorbeigefahren waren, daß alles offen zugänglich sei und es dort eine Quelle gäbe, aus der man getrost trinken könne.

Und der Ortsname Hundeluft …?

Das sei dem Lauf der Zeit zu verdanken. Die fürstlichen Jagdgesellschaften, die auf der Burg einkehrten, hatten viele Hunde. Die brauchten Auslauf, sozusagen den Hundelauf.

„Aus dem  ‚Lauf’ ist dann irgendwie ‚Luft’ geworden. Immerhin eine gute, sehr naturhaltige Luft!“

Das bestätigten wir gern. Und fuhren zur Burg. Ein großes verschlossenes Hoftor, daneben rechts ein altes Gebäude.

Sonst nichts.  

Sonst nichts?

Um dieses Gebäude herum schien ein Trampelpfad zu führen. Wir betraten ihn und kamen so gewissermaßen durch den Hintereingang auf den Burghof. Denn richtig: nur einige Meter weiter, früher offenbar von einem Wassergraben umgeben, sahen wir den Feldsteinsockel einer alten Burg.

Allzu groß kann diese nicht gewesen sein.  

Vermutlich zunächst Grenzbefestigung, später massive Wochenendlaube  für Fürsten.

Und die Quelle?  

Wir horchten.

Ja, da sprudelte irgendwo Wasser!

Dieses kühle Naß wäre uns ohne den heißen Tipp nicht aufgefallen. In Feldstein gefasst, ergoß sich aus einem Rohr die von uns so sehr ersehnte Erquickung. -

Tranken hieraus bereits die Burgbewohner?

Bereiteten damit die Burgköche ihre Speisen?

Ein romantischer Platz für die Fantasie des Wanderers!

 

Zurück nach Thießen.  

Dorthin unterwegs rasteten wir kurz an der ehemaligen Hundelufter Wassermühle, wo uns die rauschende Rossel  zurief: „Da seid ihr ja wieder!“

Wir überquerten sie, verirrten uns ein wenig und gelangten so auf einem viel schöneren Weg nach Thießen, als es die Straße dorthin gewesen wäre.

Im Kupferhammer angekommen richteten wir die Grüße aus. Die Wirtin ahnte, von wem diese sein könnten, servierte Kaffee und Kuchen und setzte sich zu uns. Wir plauderten, lachten über dies und das und erfuhren interessantes zur Hammer-geschichte.

Anschließend durchsteiften wir das ver- wunschene, parkähnliche Kupferhammer-Grundstück, standen stumm vor dem großen Wasserrad und konnten uns nur schwer von diesem Thießener Kleinod trennen.

Doch dann wurde es unvermeidlich:  

Fahrräder ins Auto und los.

Zuhause angekommen, diesen Ausflug in ein Märchenland vor dem inneren Auge wiederholend, wollte ich plötzlich wissen, welches zweite Instrument der Musikschüler außer der Gitarre vom Bahnhof Jeber-Bergfrieden  nach  Weiden oder noch weiter geschleppt haben könnte. Tja, um ihn zu fragen war’s nun zu spät.  

Lernte er Posaune und Gitarre spielen?

Das wollte ich nicht so recht glauben. Wahrscheinlicher schien mir, daß er zwei Saiten-Instrumente bei sich hatte. Ich suchte im Internet, um eins zu finden, das in jenes große Etui passen könnte. Und hatte einen Verdacht, einen Wunsch-verdacht. Zweifelte aber wieder. Denn jenes Instrument kannte ich nur erheblich größer. Mein Verdacht bestätigte sich jedoch, als ich mich über zwei Dessauer Musikschulen zum einzigen Musiker weit und breit durchtelefonierte, der es beherrscht. Von ihm erfuhr ich, daß es seit Jahrhunderten kleinere Versionen gäbe, heute noch gut geeignet vor allem für Anfänger.

Besser ließe sich dieser Tag gar nicht beschreiben:

 Der junge Mann zu Fuß übte das Spiel der schönsten Klänge, die man sich für dieses Fläming-Refugium nur wünschen kann.

Er wußte, er fühlte offenbar, daß seine Heimat, daß der Fläming kein Land der Pauken und Trompeten ist,

sondern ein Land  für Harfe und Gitarre.

 

                

 

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